Dorferneuerung Niederbayern
Alte Schule als Ort der Begegnung

(2. August 2022) Perasdorf – Mit nur rund 540 Einwohnern ist Perasdorf die kleinste Gemeinde im Landkreis Straubing-Bogen. Doch was sich in diesem beschaulichen Ort am Fuß des Bayerischen Waldes in den vergangenen 20 Jahren getan hat, gilt als Musterbeispiel für die Stärkung des ländlichen Raums und hat Vorbildcharakter. Perasdorf hat es geschafft, sich im Rahmen der vom Amt für Ländlichen Entwicklung (ALE) Niederbayern geförderten Dorferneuerung zu einem attraktiven und lebenswerten Ort zu entwickeln, der für die Herausforderungen der Zukunft bestens gerüstet ist. Wesentlichen Anteil dabei hat der Umbau der alten Schule zu einem Bürgerhaus im Rahmen der Initiative „Innen statt Außen“. Nun wurde das Gebäude bei einem großen Dorffest im Beisein von vielen Ehrengästen feierlich eingeweiht.

Als „echten Glücksfall“ bezeichnete Hans-Peter Schmucker, Leiter des ALE Niederbayern, in seinem Grußwort den Umbau der einstigen Schule zum multifunktionalen Bürgerhaus im Rahmen der Initiative „Innen statt außen“. Das Nutzungskonzept für das Bürgerhaus habe Modellcharakter: Neben den üblichen Einrichtungen umfasst es ein Jugendzentrum, einen großen Musikübungsraum, einen Co-Working-Space, einen Dorfladen mit Produktionsküche, eine Caféteria sowie eine kleine Bibliothek und das Dorfarchiv. Solch lebendige und attraktive Ortsmitten seien Herz und Gesicht der Dörfer und Gemeinden und damit des ländlichen Raumes, betonte Schmucker. Die Dörfer „Innen statt Außen“ zu entwickeln, sei wichtige Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität, stärke die Gemeinschaft, helfe, Flächen zu sparen und schaffe Identität und Baukultur.

Die Dorfgemeinschaft von Perasdorf habe in rund 20 Jahren Dorferneuerung mehr als nur einmal bewiesen, dass sie zusammenhält, betonte Schmucker. Die Bürgerinnen und Bürger seien bereit, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und ihre Heimat entsprechend ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Allein der Slogan „Perasdorf – auf der Sonnenseite des Bayerischen Waldes“ bringe die positive Lebenseinstellung der hier lebenden Menschen bestens zum Ausdruck. Für die großartige Gemeinschaftsleistung sei die Dorferneuerung Perasdorf mit dem diesjährigen Staatspreis bedacht worden, der im Oktober feierlich von Staatsministerin Michaela Kaniber überreicht wird.

Weitere Grußworte sprachen der Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier, der stellvertretende Landrat Andreas Aichinger, der erste Bürgermeister Thomas Schuster sowie seine beiden Stellvertreter Fritz Feldmeier und Peter Kluge. Dabei wurde auch auf die Anfänge der Dorferneuerung im Jahr 2002 zurückgeblickt. Es ging den Initiatoren darum, die Gemeinde aus einem gefühlten Tiefschlaf herauszuholen, sie für die Herausforderungen der Zukunft zu stärken und die Abwanderung aufzuhalten. Viele Projekte sind in dieser Zeit umgesetzt worden und haben dem Dorf dank der Dorferneuerung eine Zukunft gegeben: So wurden beispielsweise Hofstellen erschlossen, eine Holzkegelbahn und ein Biergarten gestaltet, der Bauhof verlagert, ein Bolzplatz erneuert, ein Kinderspielplatz angelegt, das Jugend- und Pfarrheim saniert, der Dorfplatz aufgewertet, eine zentrale Hackschnitzelheizung mit Nahwärmenetz zur Versorgung öffentlicher Gebäude und privater Haushalte installiert sowie das alte Schulhaus zum Bürgerhaus mit Feststadel und Pergola umgebaut.

Doch das reicht dem visionären Ort noch nicht, wie der dritte Bürgermeister Peter Kluge deutlich machte. Parallel zur Dorferneuerung sollen jetzt Zukunftsthemen wie zum Beispiel Energiewende und ein Landschaftskonzept in Angriff genommen werden. So schwebt den Verantwortlichen unter anderem vor, ein Vorzeigemodell für eine energieautarke Gemeinde auf der Basis dezentraler, moderner Energietechnologien zu werden. Ein entsprechender Konzeptentwurf liegt bereits vor und soll in einem neuen Projekt mit Förderung durch das ALE detailliert werden.

Nach der Schlüsselübergabe durch Architekt Georg Oswald an Bürgermeister Schuster fand ein Rundgang durch das neue Bürgerhaus statt, das von Pfarrer Alfons Dirscherl eingangs gesegnet worden war. Interesse rief dabei die Ausstellung im oberen Stockwerk des neuen Bürgerhauses hervor, die die Dorferneuerung im Laufe der Jahre beleuchtet und auch die Visionen für die Zukunft beschreibt. Im Rahmenprogramm sorgte neben zünftiger Blasmusik ein Sketch für Erheiterung, bei dem sich ein Skeptiker, eine Optimistin und der Mühlhiasl mit dem Thema Dorferneuerung in Perasdorf auseinandersetzten. Darüber hinaus wurde eine „Zeitkapsel“ aus dem Jahr 1963 geöffnet, die bei Abbrucharbeiten entdeckt worden war. Es kamen alte Münzen und Schriften zum Vorschein. Und auch die kleinen Gäste kamen nicht zu kurz: Sie konnten bei einem Zeichenwettbewerb mitmachen und ein Bürgerhaus nach ihren Vorstellungen malen.

Fünf Herren und eine Dame posieren für ein Gruppenfoto im Rahmen des rundgangs der Ehrengäste durch das neue Bürgerhaus in Perasorf. Alle halten eine ortstypische Nusstorte in den Händen. Im Hintergrund ist ein Wandregal mit lokalen Produkten zu sehen.

Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern

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Blick auf den Eingang ins neue Bürgerhaus in Perasdorf. An der Außenfassade prangt das Gemeindewappen. Vorm Bürgerhaus stehen eine große Bautafel sowie mehrere Tische und Stühle.

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