Initiative "boden:ständig"
Schutz vor Wassermassen bei Starkregen

Fünf Herren vollziehen die Übergabe des Zuwendungsbescheides im Rathaus Markt Siegenburg. Die Wand im Hintergrund ziert eine Zeichnung der Verwaltungsgemeinschaft Siegenburg.Zoombild vorhanden

Foto: Lukas Huber

(20.10.2025) Markt Siegenburg, Landkreis Kelheim. Schlamm und Wassermassen auf den Straßen, überlastetes Kanalsystem, überflutete Keller: Immer wieder haben die Bürger in Niederumelsdorf, einem Ortsteil des Marktes Siegenburg, mit den negativen Folgen durch Starkregenereignisse zu kämpfen. Um die Probleme abzumildern, werden nun zwei bauliche Maßnahmen umgesetzt.
Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern fördert die Maßnahmen in der einfachen Dorferneuerung (eDE) Niederumelsdorf im Rahmen der Initiative „boden:ständig“ mit 567.000 Euro. Jetzt wurde der Zuwendungsbescheid offiziell von Amtsleiter Hans-Peter Schmucker an Bürgermeister Dr. Johann Bergermeier übergeben.

Wetterextreme führen zunehmend zu unkalkulierbaren und kleinräumigen Starkregenereignissen. Gleichzeitig kommt es immer häufiger zu anhaltender Trockenheit, sodass Wasser für Pflanzen knapp wird. Konsequenzen daraus sind der Verlust wertvollen Ackerbodens, Überflutungen, Stoffeinträge in Gräben und Gewässern sowie Dürreschäden. Diese aktuellen klimatischen Veränderungen mit zunehmenden Starkregenereignissen und Trockenphasen erfordern daher Anpassungen der Flurgestaltung und Bodennutzung. Deshalb hat die Verwaltung für Ländliche Entwicklung 2017 die Initiative „boden:ständig“ zum Erhalt lebendiger Böden und zur Wasserabfluss bremsenden Flurgestaltung gestartet, in der Gemeinden, Landwirte und Behörden gemeinsam aktiv sind.

Schlüsselereignis ruft boden:ständig auf den Plan

Auch der Siegenburger Ortsteil Niederumelsdorf war und ist von diesen Wetterkapriolen betroffen, besonders Anfang Juni 2018. Durch die Tallage des Ortes und die erosionsanfälligen Böden in der umliegenden Flur kam es bei Starkregen zu stärkeren Bodenabschwemmungen auf den Äckern und Hopfengärten, sodass Schlammfrachten und wild abfließendes Oberflächenwasser Schäden im Ort verursachten. Dies war das Schlüsselereignis, um mit der Initiative boden:ständig im Markt Siegenburg 2019 zu starten und Lösungsvorschläge mit den beteiligten Akteuren zu erarbeiten. Gemeinsam mit der fachlichen Projektbegleitung durch den Landschaftspflegeverband (Vöf e.V.) Kelheim, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Abensberg-Landshut, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), dem Markt Siegenburg, den Landwirten und den Bürgern wurden diese konkretisiert.

Le-nb Amtsleiter Schmucker Hans-peter

„Wir lassen unsere Kommunen mit ihren Problemen nicht im Stich“, bekräftigte Amtsleiter Hans-Peter Schmucker bei der Urkundenübergabe.

Die Kommune plante in den vergangenen zwei Jahren in Zusammenarbeit mit den Bürgern vor Ort insgesamt drei Baumaßnahmen. Für zwei davon konnte Amtsleiter Hans-Peter Schmucker nun den Zuwendungsbescheid an 1. Bürgermeister Dr. Johann Bergermeier des Marktes Siegenburg übergeben.

Topografisch bedingt ergeben sich insbesondere westlich von Niederumelsdorf in der landwirtschaftlichen Flur drei Wassereinzugsgebiete des Schmiedbaches. Diese sind alle drei zum tiefer liegenden Ort hin orientiert. Aktuell wird bei Starkregen wild abfließendes Niederschlagswasser über Gräben und Verrohrungen durch den Ortsbereich abgeführt. Durch den Klimawandel bedingt verstärken sich die Niederschläge mit der Folge, dass die Gräben und Rohre das anfallende Wasser nicht mehr fassen können. Überschwemmungen mit erheblichen Schäden an Infrastruktur und im Ortsbereich an Privatanwesen häuften sich in den letzten Jahren dramatisch.

Abhilfe sollen zunächst zwei natürlich gestaltete Rückhaltebecken vor der Ortschaft schaffen. In diesen wird das Niederschlagswasser aufgefangen und gedrosselt abgeleitet. Zusätzlich zum Wasser werden auch Sedimente, die bei Starkregen aus den umliegenden Hopfengärten ausgetragen werden, vor dem Ort zurückgehalten.

Maßgeschneiderte Lösungen

Zusätzlich zu den baulichen Maßnahmen wird auch die Bodenbewirtschaftung zum Rückhalt des Oberflächenwassers beitragen.
Maximilian Frank, Projektverantwortlicher für boden:ständig am ALE: “Durch Roggenuntersaat und dauerhafte Begrünung und Modellierung von Vorgewenden in den Hopfengärten kann das Wasser länger auf der landwirtschaftlichen Fläche gehalten und Erosion gemindert werden.“ Die agrarischen und die im Rahmen der eDE geplanten baulichen Maßnahmen ergänzen sich gegenseitig und erhöhen dadurch ihre Wirkung.

Projektbetreuer Michael Bartmaier freut sich, dass nach langer Planungszeit nun mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann: „Durch den Einsatz dieses sehr flexiblen und effizienten Instruments der einfachen Dorferneuerung können wir gerade kleinen Gemeinden maßgeschneiderte Lösungen anbieten und schnell auf aktuelle Bedürfnisse reagieren.“

Bürgermeister Dr. Bergermeier bedankte sich bei Amtsleiter Schmucker für die Unterstützung durch das ALE Niederbayern. „Dank dieser Maßnahmen ist Niederumelsdorf für die Herausforderungen, die die klimatischen Veränderungen mit sich bringen, besser gerüstet. Der Schutz vor Überflutungen wird erheblich verbessert, die Lebensqualität für die Bürger steigt dadurch enorm.“

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