Foto: Daryna Likht
(09.10.2025) Gemeinde Kollnburg, Landkreis Regen. Was passiert, wenn Künstler gemeinsam mit Dorfbewohnern loslegen? Wenn kreative Schüler Ideen entwickeln? Kunst, Aktionen, Diskussionen – mitten im Bayerischen Wald. Im Projekt „Demokratie unplugged – Kunst für alle“ ziehen Künstler in Dörfer und Schulen im Landkreis Regen. Sie arbeiten mit Interessierten, Jugendinitiativen und Kulturakteuren zusammen und schaffen Installationen, Performances und Begegnungen.
In vielen Dörfern und Schulen sind Lücken entstanden. Es gibt weniger Gemeinschaftsprojekte, bei denen sich viele Menschen mit ihren Ideen einbringen und ihre unterschiedlichen Meinungen friedlich austauschen können. Seit Juni 2025 gehört der Landkreis Regen mit „Demokratie unplugged – Kunst für alle“ zu den 30 bundesweit geförderten Regionen im Rahmen des Programms „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken“. Projektpartner sind das Künstlerhaus Schiesslhaus AiR in Kollnburg und der Verein „Bild-Werk Frauenau“.
Gemeinsam haben sie ein vielfältiges Netzwerk regionaler Akteure aufgebaut, um mit einem Artist-in-Residence-Programm und verschiedenen künstlerisch-kulturellen Beteiligungsformaten Kunst und Demokratie im Bayerischen Wald zu verbinden. Ziel ist es, demokratische Teilhabe auf kreative, konkrete und kollektive Weise im ländlichen Raum erlebbar zu machen – jenseits der Metropolen, mitten im „Woid“. In den Programmlinien „Kunst im Dorf“ und „Kunst an Schulen“ soll Demokratie greifbar und erfahrbar werden.
Während Schüler gemeinsam mit Künstlern auf kreative Weise demokratische Themenkreise erforschen, verwandeln die Dorfresidenzen den öffentlichen Raum in einen Aktionsraum. Lokale Gemeinschaften gestalten aktiv Kunstwerke, Performances und Installationen mit. Begleitende Veranstaltungsformate fördern Begegnungen und den kreativen Austausch. So sollen beispielsweise das Schiesslhaus AiR und ein ehemaliger Dorfladen in Kollnburg in einen Aktionsraum verwandelt werden: Dunkelkammer, Atelier, Werkstatt und Probebühne. Der Höhepunkt ist das jährliche „Open Space der Demokratie“ Festival, bei dem alle Beteiligten gemeinsam eine Plattform für Kreativität und Dialog schaffen.
Bis 2030 fließen 1,35 Millionen Euro Bundesmittel zur Förderung von Kultur, Teilhabe und Demokratie in die Region. Das Projekt wird kofinanziert durch Landesmittel des Freistaats Bayern in Höhe von 150.000 Euro. Ausgereicht werden die Fördermittel über das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern.
Das Schiesslhaus AiR in Kollnburg – ein denkmalgeschütztes Waldlerhaus, das 2019 beherzt saniert und als Künstlerhaus mit einem internationalen Artist in Residence-Programm neu belebt wurde – und das Bild-Werk Frauenau, das in mehreren Gebäuden auf dem historischen Glashüttenareal seit über 35 Jahren internationale Kunst, Glasgestaltung und inklusive Bildungsarbeit miteinander verbindet. Gemeinsam formen sie das kreative Rückgrat des Aller.Land-Projekts.
Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung mit Landrat Dr. Ronny Raith, Hans-Peter Schmucker (Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Niederbayern), Herbert Preuß (Bürgermeister Kollnburg), Tobias Wittenzellner (Leiter Kreisentwicklung), Sven Päplow (ALE Niederbayern), den Vertretern des Kernteams und den Künstlern war deutlich zu spüren, dass es hier um eine große gemeinsame Sache geht. Landrat Dr. Raith fasste dieses Gefühl in Worte: „Das Projekt hat die ganze Region und viele verschiedene Bereiche – angefangen beim Glas – im Blick. Was hier an Philosophie und Vielschichtigkeit dahintersteckt, das konnten wir offensichtlich auch der Aller.Land Jury mitgeben. Insofern können wir uns erst einmal wirklich freuen, dass dieses Projekt startet. Wenn wir nun nach vorne schauen und uns keine Denkverbote auferlegen — dann wird das hier was!“.
Und Projektleiterin Klumpen fügte hinzu: „Demokratie unplugged‘ ist kein Projekt für die Schublade, sondern ein lebendiger Prozess, in dem Menschen gemeinsam gestalten, reflektieren und wachsen. Kunst ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Gemeinschaft zu stiften, Vielfalt sichtbar zu machen – und Demokratie sinnlich zu erfahren.“