Dorferneuerung Niederbayern
Aus Wohnstallhaus wird Ort der Begegnung

Außenansicht vom imposanten Wohnstallhaus des ehemaligen Wiesmerhofes. Links neben dem sanierten Gebäude befindet sich der Torbogen durch den man in den Innenhof des Anwesens gelangt. Im Hintergrund ist der Stadel zu sehen. Vor dem Gebäude, zur Straße hin, steht ein Laubbaum.Zoombild vorhanden

Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
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(23. September 2022) Baierbach – Viele Jahre stand das geschichtsträchtige Wiesmerhaus in Baierbach, Landkreis Landshut, leer. Nun ist das Gebäude aus dem Dornröschenschlaf erwacht: Dank der Sanierung im Rahmen der Förderinitiative „Innen statt Außen“ ist das Wohnstallhaus der ehemaligen Vierseit-Hofanlage zu einem Ort der Begegnung mitten im Dorf geworden. Unter anderem beherbergt es eine Tagespflege, einen Gemeinde- und einen Jugendraum. Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern fördert die Maßnahme mit 2,2 Millionen Euro.

Das Wiesmerhaus, das 2001 in die Denkmalliste aufgenommen worden ist, ist ein echtes Schmuckstück in der Ortsmitte des 800-Einwohner-Dorfes und ein bedeutendes Zeugnis für die bäuerliche Kultur Niederbayerns. Die Gemeinde Baierbach hat das Gebäudeensemble, das 1682 erstmals in einer Beschreibung der Reichsherrschaft von Frauenhofen erwähnt worden ist, im Jahr 1998 erworben. Es erfolgte daraufhin der Abriss von Nebengebäuden, lediglich ein großer Stadel blieb stehen, der zum einen vom örtlichen Bauhof und zum anderen als „Feststadel“ für verschiedene öffentliche Veranstaltungen genutzt wird.

Das imposante Wohnstallhaus des ehemaligen Wiesmerhofes wurde in den Jahren 1852/1853 anstelle eines Vorgängerbaus errichtet, wie das mit der Projektleitung beauftragte Architekturbüro Michael Feil aus Regensburg informiert. Das Gebäude stand seit der Übernahme durch die Gemeinde leer und wurde nicht genutzt. Diesem Leerstand sollte mit der umfangreichen Sanierung des Gebäudes entgegengewirkt werden. Dafür fiel im Januar 2021 der Startschuss, jetzt konnte die 2,9-Millionen-Euro-Maßnahme erfolgreich und wie geplant zum Abschluss gebracht werden.

Wie Architektin Claudia Stadler vom ALE Niederbayern erläutert, wurden im Rahmen der Sanierung die bestehenden Raumstrukturen weitgehend beibehalten und die neue Nutzung unter Schonung der Bausubstanz sensibel integriert. Im östlichen Gebäudeteil, der früher als Wohnhaus genutzt worden ist, befindet sich nun eine zweigeschossige Tagespflegeeinrichtung für bis zu 15 Besucher. Im Erdgeschoss sind ein Ess-/Therapieraum, eine Küche, barrierefreie Toiletten sowie eine Garderobe untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich ein Ruheraum, ein Wohnzimmer, Personal- und Leitungszimmer sowie ein Lagerraum. Ein Aufzug stellt die barrierefreie Erreichbarkeit sicher.

Im westlichen, früher als Stall genutzten Gebäudeteil befindet sich jetzt ein knapp 70 Quadratmeter großer Gemeinderaum mit Spülküche, Toiletten und einem Lagerraum. Die Zwischenebene wurde zurückgebaut, sodass sich der Raum nun über zwei Geschosse erstreckt. Über eine Galerie und eine großzügige Verglasung über die gesamte Gebäudetiefe verbindet sich als dritte Nutzungseinheit ein Jugendraum im ersten Obergeschoss mit dem zweigeschossigen Gemeinderaum.

Das Gebäude wurde im Zuge der Sanierung um ein einfaches Nebengebäude ergänzt. Dieses besetzt die Stelle der ursprünglichen Remise, schließt an das ehemalige Torfragment an und schafft zusammen mit dem bestehenden Stadel einen dreiseitig gefassten Hofraum, der sich zur Dorfstraße hin öffnet. Hier werden Parkplätze und Lagerräume angeboten, die gleichzeitig als überdachte Flächen bei Festen genutzt werden können.

„Lebendige und attraktive Ortsmitten sind Herz und Gesicht unserer Dörfer und Gemeinden und damit des ländlichen Raumes. Die Dörfer ,Innen statt Außen‘ zu entwickeln, ist wichtige Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität, stärkt die Gemeinschaft, hilft Flächen zu sparen und schafft Identität und Baukultur“, betont Hans-Peter Schmucker, Leiter des ALE Niederbayern. „Es ist mir daher eine große Freude, dass im Rahmen der Förderinitiative ,Innen statt Außen‘ in Baierbach ein weiteres Projekt in Niederbayern fertiggestellt werden konnte“.

Die Dorferneuerung setzt schon seit Jahren auf den Schwerpunkt Innenentwicklung, um den eigenständigen Charakter der ländlichen Siedlungen und die umgebenden Kulturlandschaften zu erhalten und mit Grund und Boden sparsam umzugehen. „Mit der Förderinitiative ,Innen statt Außen‘ wurden in der Dorferneuerung die Fördermöglichkeiten zur Beseitigung von Leerständen nochmals erheblich verbessert“, so Schmucker weiter. Das ALE Niederbayern ist gerade dabei, die im vergangenen Jahr eingegangenen Verwendungsnachweise für fertiggestellte „Innen statt Außen“-Projekte abschließend zu prüfen und die noch offenen Restförderbeträge auszubezahlen. „Wir werden bis auf eine Ausnahme alle im Jahr 2021 vorgelegten Verwendungsnachweise vollständig bedienen können“, informiert Schmucker. „Ich hoffe, dass uns dies in ähnlichem Umfang auch im nächsten Jahr möglich sein wird“.

Auch Baierbachs Bürgermeisterin Luise Hausberger freut sich sehr, dass durch diese „Innen statt Außen“-Maßnahme ein Leerstand in der Ortsmitte beseitigt und zugleich ein Platz für Begegnungen geschaffen werden konnte. „Mit einer bewegten Geschichte, die im Jahr 1998 beginnt, schließt sich nun im September 2022 mit der Übergabe des historischen, vollständig sanierten Wiesmerhauses ein Kreis“, so die Bürgermeisterin.