Jubiläum
Seit 70 Jahren im Dienst für den ländlichen Raum

(2. November 2021) Landau a.d.Isar - Vor 70 Jahren nahm das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern, damals noch als Flurbereinigungsamt bezeichnet, seinen Dienstbetrieb in Landau a. d.Isar auf. Aus diesem Anlass pflanzte Amtsleiter Hans-Peter Schmucker zusammen mit seinem Stellvertreter Michael Kreiner sowie den Abteilungsleitern Thomas Schöffel, Reinhard Reif und Hartmut Hofbauer einen Apfelbaum auf dem Dienstgelände. Von einer Festveranstaltung wurde aufgrund der unverändert bestehenden Gesundheitsgefahren infolge der Corona-Pandemie Abstand genommen.

„An unserem Grundauftrag hat sich nichts geändert. Wie vor 70 Jahren leisten wir auch heute einen wesentlichen Beitrag, den ländlichen Raum in Niederbayern zu stärken und ihn auf die aktuellen und künftigen Herausforderungen vorzubereiten“, so Hans-Peter Schmucker. „Jedoch hat sich unser Aufgabenspektrum stark erweitert, was sich nicht zuletzt auch im Namen der Behörde widerspiegelt.“

Die Geburtsstunde des Flurbereinigungsamtes

Zur Geburtsstunde des Landauer Flurbereinigungsamtes war ein Jahrzehnt des Hungers zu Ende gegangen. Die Zielsetzung der damaligen Bodenordnung war deshalb davon geprägt, die Nahrungsmittelproduktion zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft zu verbessern. So ließ der damalige Bayerische Landwirtschaftsminister Dr. Alois Schlögl auf die Urkunde der Grundsteinlegung folgenden Text schreiben: „Dieses Amt soll der Ernährungswirtschaft des ganzen bayerischen Volkes dienen. Es soll eine bessere Bewirtschaftung von Grund und Boden mit modernen Maschinen ermöglichen und damit dazu helfen, dass der Bauer aus seinem Besitz erhöhte Erträge erzielen kann. Das walte Gott!“

Servicepartner für Kommunen und Bürger

Als Antwort auf die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen im ländlichen Raum hat die Bayerische Staatsregierung einen reichhaltigen Instrumentenkoffer geschaffen, um Themen wie Ortskernentwicklung und Flächensparen, Sicherung der Grundversorgung, demografischer Wandel, Wasser- und Bodenrückhalt, Ökologie und Artenvielfalt, Klimaschutz oder Nutzung erneuerbarer Energien zukunftsorientiert gestalten zu können. Die Verwaltung ist zu einem kompetenten und modernen Servicepartner für Kommunen und Bürger im ländlichen Raum sowie für die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung geworden. Wie die weiteren sechs Ämter für Ländliche Entwicklung in den anderen bayerischen Regierungsbezirken ist das Amt in Landau als Mittelbehörde unmittelbar dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nachgeordnet. Sein Dienstgebiet umfasst den gesamten Regierungsbezirk Niederbayern.

Maßgeschneiderte Lösungen

„Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten derzeit als Geodäten, Geographen, Agraringenieure, Architekten, Landschaftsplaner, Bauingenieure, Regionalmanager, Juristen und Verwaltungsfachkräfte zukunftsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Hartmut Hofbauer, der als Abteilungsleiter für die Sachgebiete Personal und Verwaltung, Recht sowie Vermessung und Informationstechnik verantwortlich ist. „Im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Grundeigentümern, den Kommunen sowie den Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung erarbeiten sie maßgeschneiderte Lösungen für die individuellen Bedürfnisse vor Ort. Als Kernwerkzeuge stehen die Dorferneuerung, die Flurneuordnung und die Integrierte Ländliche Entwicklung mit zahlreichen weiteren Initiativen und Fördermöglichkeiten zur Verfügung.“

Ländliche Entwicklung im Einklang mit der Natur

Aktuell betreut das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern rund 450 Projekte, darunter etwa 150 Flurneuordnungen. „Hauptziel dieser Verfahren ist es, die Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft zu verbessern und mit den zahlreichen anderen Anforderungen an Natur und Landschaft in Einklang zu bringen“, führt Thomas Schöffel, Abteilungsleiter Land- und Dorfentwicklung, aus. „Dies ist zum Beispiel in dem Flurneuordnungsverfahren Haidlfing IV im Landkreis Dingolfing-Landau vorbildlich gelungen. Dort konnten neben dem landwirtschaftlichen Wegebau und der Vergrößerung der Bewirtschaftungseinheiten insgesamt 23 ha Biotopflächen neu geschaffen werden. Somit gelang es, in intensiv genutzter Ackerlage einen bedeutenden Beitrag zum Gewässer- und Artenschutz zu leisten. Eine Schlüsselrolle für derartige Erfolge spielt neben der Möglichkeit zum Grunderwerb das Instrument der Bodenordnung.“

Dorferneuerungsprogramm als Zugpferd

In rund 240 Dorferneuerungsprojekten erarbeiten derzeit die Beschäftigten des ALE zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie externen Fachplanern Lösungsmöglichkeiten für die vielfältigen Herausforderungen in etwa 380 Dörfern Niederbayerns. Dabei legen die Verantwortlichen das Hauptaugenmerk darauf, den eigenständigen Charakter der Dörfer und der Kulturlandschaft zu erhalten. Sie leisten Beiträge zum Klimaschutz, zur Energiewende, zur Anpassung an den Klimawandel, zur Grundversorgung, zur Mobilität, zur Digitalisierung und zur Barrierefreiheit. Die Innenentwicklung und der damit verbundene sparsame Umgang mit Grund und Boden hat Vorrang. „Das Dorferneuerungsprogramm findet große Resonanz bei den Kommunen und auch bei Privatpersonen. Es kann heuer auf eine 40-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken“, betont Reinhard Reif, der als Abteilungsleiter für die Sachgebiete Dorferneuerung und Bauwesen, Landwirtschaft und Landnutzung, Landespflege sowie Förderung verantwortlich ist.

Gemeinden bilden kommunalen Allianzen

Die Erfahrung zeigt, dass sich manche Themen am besten in der Zusammenarbeit von mehreren Gemeinden lösen lassen. So wurde 2004 das Instrument der Integrierten Ländlichen Entwicklung ins Leben gerufen. Das ALE Niederbayern begleitet aktuell die Zusammenarbeit von 22 kommunalen Allianzen mit insgesamt rund 200 Gemeinden. Dabei leistet es fachliche, personelle, finanzielle und organisatorische Unterstützung. „Aus dieser Zusammenarbeit sind bereits zahlreiche gute Projekte entstanden, von der Vorbereitung und Umsetzung eines Blühflächenkonzeptes als Maßnahme zur Steigerung der Biodiversität bis hin zur Vermarktung von regional erwirtschafteten Nahrungsmitteln. Aktuell etabliert das ALE in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Niederbayern die Genussregion Niederbayern“, so der stellvertretende Amtsleiter Michael Kreiner. „Wir wollen, dass sich die Bürger wieder bewusst mit ihrem Essen auseinandersetzen und verstärkt die qualitativ hochwertigen Produkte aus der Region kaufen.“

Den Klimawandel stets im Blick

Hilfestellung leistet das ALE auch bei der Neuordnung der Besitzverhältnisse als Voraussetzung für überörtliche Infrastrukturmaßnahmen wie beispielsweise den Bau von Ortsumgehungen oder den Rückbau von Ortsdurchfahrten. Mit der von Niederbayern ausgehenden, 2017 ins Leben gerufenen Initiative boden:ständig engagieren sich zahlreiche Kommunen und Landwirte mit Unterstützung des ALE, um in erosionsgefährdeten Naturräumen bei Starkregenereignissen den Boden auf der Fläche zu halten, den Wasserabfluss aus der Flur temporär zwischenzuspeichern und zu bremsen sowie die Siedlungen und Gewässer vor Schlammeinträgen zu schützen. Über die Initiative „FlurNatur“ können Struktur- und Landschaftselemente zur Erhöhung der Biodiversität und zum dezentralen Wasserrückhalt auch außerhalb von Flurneuordnungsverfahren gefördert werden.

Das breit gefächerte Aufgabenspektrum, bearbeitet von interdisziplinär agierenden Fachexperten, bietet eine abwechslungsreiche und spannende Beschäftigung. Seit 2015 ist am ALE ein Duales Studium und eine Ausbildung zum Techniker für Ländliche Entwicklung möglich. Das Amt freut sich über jeden, der an der Arbeit im und für den ländlichen Raum Interesse hat.

Fünf Männer im Anzug stehen um einen frisch gepflanzten Apfelbaum. Links neben den Herren steht ein Rollup auf der laubbedeckten Wiese. Im Hintergrund ist ein dreistöckiges Gebäude zu sehen.

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Ein dreistöckiger Gebäudekomplex aus der Vogelperspektive. Vor und neben dem Gebäude parken zahlreiche PKW. Zu sehen sind mehrere Grünflächen und Laubbäume.

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