Dorferneuerung
Neue Ortsmitte für Klingenbrunn

Eine Dame und vier Herren stehen vor dem abrissreifen Haus „Dora“ in KlingenbrunnZoombild vorhanden

Foto: Kathrin Schreiner (Gemeinde Spiegelau)

(30. September 2024)Klingenbrunn - Schon lange wünschen sich die Bürger im Ortsteil Klingenbrunn der Gemeinde Spiegelau eine neue Ortsmitte. Denn auch dort sind die Auswirkungen des demografischen Wandels seit vielen Jahren spürbar. Um die Dorfgemeinschaft zu stärken und das soziale und kulturelle Leben in Klingenbrunn zu erhalten und zu beleben, ist nun eine einfache Dorferneuerung durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern eingeleitet worden. Amtsleiter Hans-Peter Schmucker übergab jetzt das Einleitungsschreiben des ALE an Bürgermeister Karlheinz Roth und betonte: „Lebendige und attraktive Ortsmitten sind Herz und Gesicht der Dörfer und Gemeinden und damit des ländlichen Raumes.“

Die Situation in Klingenbrunn stellt sich so dar, dass – wie in vielen anderen dezentralen Orten des Bayerischen Waldes auch – junge, qualifizierte Arbeitskräfte unbedingt in der Heimat gehalten werden müssen, um das Entwicklungspotenzial der Orte nicht zu gefährden. Dazu ist es wichtig, die kulturelle und soziale Identität des Ortes sichtbar aufrechtzuerhalten. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird zugleich die Versorgung der älteren Bürger immer wichtiger. Viele der notwendigen Maßnahmen für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung konzentrieren sich auf die Ortsmitte.

Schon 2018 wurden diese Herausforderungen im Startkonzept zur Innenentwicklung der Nationalpark-Gemeinden beschrieben. Als wichtiges Instrument bei der Behebung der Probleme wurde eine intensive Beschäftigung mit Leerständen und Brachen erkannt.

Genau hier setzt auch das Konzept der Dorferneuerung des ALE Niederbayern an. „Eine große Stärke unserer Dörfer in Bayern ist das soziale Miteinander“, betonte Amtsleiter Schmucker. „Die Erhaltung und Belebung der Dorfgemeinschaft sind entscheidende Faktoren für das soziale und kulturelle Leben in Klingenbrunn.“ Um das Gelände für den Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses freizumachen, müssen zunächst die beiden Gebäude Kirchdorfer Straße 4 und 6 abgerissen werden. Dies soll in Kürze erfolgen, unter anderem auch deshalb, damit potentiellen Gefährdungen aufgrund des desolaten baulichen Zustandes der Bestandsgebäude vorgebeugt wird. Um eine rechtliche Grundlage für eine möglichst schnelle Auszahlung von Fördergeldern an die Gemeinde Spiegelau zu haben, hat das ALE Niederbayern nunmehr eine sogenannte einfache Dorferneuerung in Klingenbrunn eingeleitet.

Im Anschluss an die einfache Dorferneuerung soll im Rahmen einer umfassenden Dorferneuerung bzw. der Initiative „Innen statt Außen“ auf den freigemachten Grundstücken das neue Dorfgemeinschaftshaus „DORA“ errichtet werden. Damit entsteht ein generationenübergreifender Treffpunkt mitten im Ortskern, der maßgeblich zur Attraktivitätssteigerung und zur Innenentwicklung Klingenbrunns beitragen wird. In diesem Zusammenhang sollen weitere Themen wie beispielsweise Biodiversität, Gastronomie, Verkehrssituation oder Energie, die das gesamte Ortsgefüge betreffen, betrachtet werden.

Im Vorfeld der Anordnung muss nunmehr auf dem Wege einer Dialogplanung zwischen Planer, Politik und Verwaltung ein Dorferneuerungsplan erarbeitet werden, der alle beabsichtigten Dorferneuerungsmaßnahmen umfasst. „Die Bürgermitwirkung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Einwohner werden aktiv in Planungs- und Gestaltungsprozesse mit einbezogen, um deren Bedürfnisse und Ideen zu berücksichtigen – und damit auch die Akzeptanz zu erhöhen“, erläutert der zuständige ALE-Projektleiter Dr. Christian Thurmaier. Besonders erfreulich für die Bürger: Es wird ein großräumiges Privatfördergebiet geben.

Bürgermeister Karlheinz Roth bedankte sich bei Amtsleiter Hans-Peter Schmucker für die Unterstützung und die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm: „Durch die Schaffung einer lebendigen Ortsmitte wird Klingenbrunn ein Stück weit fit für die Herausforderungen der Zukunft gemacht. Die Attraktivität und die Lebensqualität in unserem Ort kann dadurch erheblich gesteigert werden.“


Mit dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm sollen ländlich strukturierte Dörfer vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, des Strukturwandels in der Landwirtschaft und des Klimawandels auf künftige Herausforderungen vorbereitet werden. „Dabei legen wir das Hauptaugenmerk darauf, den eigenständigen Charakter der Dörfer und der umgebenden Kulturlandschaft zu erhalten. Wir leisten Beiträge zur Verbesserung von Dorfökologie und Biodiversität, zum Klimaschutz, zur Energiewende, zur Anpassung an den Klimawandel, zur Grundversorgung, zur Mobilität, zur Digitalisierung und zur Barrierefreiheit. Die Innenentwicklung und der sparsame Umgang mit Grund und Boden haben absoluten Vorrang in allen Planungsphasen“, so Hans-Peter Schmucker, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Niederbayern. Aktuell werden am ALE Niederbayern rund 170 Dorferneuerungsprojekte in 140 Kommunen bzw. 300 Ortschaften bearbeitet. Von den Vorteilen profitieren rund 100.000 Menschen.