Foto: Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
(11. September 2024) Perasdorf — Mit nur rund 540 Einwohnern ist Perasdorf die kleinste Gemeinde im Landkreis Straubing-Bogen. Doch was sich in diesem beschaulichen Ort in den vergangenen 20 Jahren getan hat, gilt als Musterbeispiel für die Stärkung des ländlichen Raums und hat Vorbildcharakter. Perasdorf hat es geschafft, sich im Rahmen der vom Amt für Ländlichen Entwicklung (ALE) Niederbayern geförderten Dorferneuerung zu einem attraktiven und lebenswerten Ort zu entwickeln, der für die Herausforderungen der Zukunft bestens gerüstet ist. Wesentlichen Anteil dabei hat der Umbau der alten Schule zu einem Bürgerhaus im Rahmen der Initiative „Innen statt Außen“. Jetzt hat ALE-Leiter Hans-Peter Schmucker eine Auszahlungsurkunde über weitere 300.000 Euro an Bürgermeister Thomas Schuster für dieses Leuchtturmprojekt übergeben.
Als „echten Glücksfall für die Gemeinde“ bezeichnete Hans-Peter Schmucker, Leiter des ALE Niederbayern, den Umbau der einstigen Schule zum multifunktionalen Bürgerhaus im Rahmen der Initiative „Innen statt Außen“. Das Nutzungskonzept für das Bürgerhaus hat Modellcharakter: Neben den Gemeinschaftsräumen umfasst es unter anderem ein Jugendzentrum, einen großen Musikübungsraum, einen Co-Working-Space, einen Dorfladen mit Produktionsküche, eine Caféteria sowie eine kleine Bibliothek und das Dorfarchiv. Außerdem wurden ein Biergarten und ein Schuppen im Außenbereich gestaltet. Um die Bürger noch besser und schneller über Aktuelles aus dem Ort informieren zu können, wurde zudem ein Infopoint mit Unterstand errichtet. „Solch lebendige und attraktive Ortsmitten sind Herz und Gesicht der Dörfer und Gemeinden und damit des ländlichen Raumes“, betonte Schmucker und führte weiter aus: „Die Dörfer innen statt außen zu entwickeln, ist wichtige Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität, stärkt die Gemeinschaft, hilft Flächen zu sparen und schafft Identität und Baukultur.“
Schmucker erinnerte dabei auch an die Anfänge der Dorferneuerung in Perasdorf: Es ging den Initiatoren darum, die Gemeinde aus einem gefühlten Tiefschlaf herauszuholen, sie für die Herausforderungen der Zukunft zu stärken und die Abwanderung aufzuhalten. Viele Projekte sind in dieser Zeit – zusätzlich zum Umbau des alten Schulhauses zum Bürgerhaus – umgesetzt worden und haben dem Dorf dank der Dorferneuerung eine Zukunft gegeben. So wurden beispielsweise Hofstellen erschlossen, eine Holzkegelbahn und ein Biergarten gestaltet, der Bauhof verlagert, ein Bolzplatz erneuert, ein Kinderspielplatz angelegt, das Jugend- und Pfarrheim saniert, der Dorfplatz aufgewertet sowie eine zentrale Hackschnitzelheizung mit Nahwärmenetz zur Versorgung öffentlicher Gebäude und privater Haushalte installiert. Zur Nachverdichtung des Ortskerns wurde außerdem die neue Schule abgerissen und an dieser Stelle zusätzlicher Wohnraum geschaffen.
Eindrucksvoller Beleg für die erzielten Erfolge ist, dass Perasdorf als Vertreter Bayerns für den europäischen Dorferneuerungspreis „Lust auf Zukunft“ nominiert und dabei mit Silber ausgezeichnet wurde. „Ich bin ein großer Fan der Dorferneuerung Perasdorf und all der engagierten Menschen, die sich daran aktiv beteiligt haben,“ outete sich Schmucker.
Bürgermeister Thomas Schuster bedankte sich beim ALE-Leiter für die Aufnahme des Projektes in das Dorfneuerungsprogramm und die Initiative „Innen statt Außen“: „Durch die enorme Unterstützung seitens des Freistaates Bayern, vertreten durch das Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern, konnte in Perasdorf mit dem Umbau der ehemaligen Schule in ein Bürgerhaus ein Herzensprojekt der Dorfgemeinschaft realisiert werden.“
Für den Umbau der alten Schule zum Bürgerhaus sind rund 2,1 Millionen Euro Kosten angefallen. Das ALE Niederbayern stellt dafür voraussichtlich ca. 1,7 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung, wovon nunmehr 1,3 Millionen Euro ausbezahlt sind. Insgesamt wurden für die Dorferneuerungsmaßnahmen in der Gemeinde Perasdorf bisher 2,6 Millionen Euro Fördergelder überwiesen.
„Gemeinden, die sich dem Vorrang der Innenentwicklung verpflichten, profitieren seit dem Jahr 2018 von einem erhöhten maßnahmenbezogenen Fördersatz, der im Einzelfall bis zu 90 Prozent betragen kann. Die Nachfrage war und ist dementsprechend hoch. Der befürchtete Auszahlungsstau bei den „Innen statt Außen“-Projekten konnte jedoch aufgrund der in den letzten fünf Jahren guten Fördermittelausstattung des ALE Niederbayern vermieden werden. Keine Kommune musste nach Vorlage des Verwendungsnachweises länger als zwei Jahre bis zur vollständigen Auszahlung der zugesagten Fördermittel warten. Zudem werden entsprechend dem Baufortschritt Teilauszahlungen von bis zu 80 Prozent des Gesamtförderbetrages geleistet“, so Schmucker.
Am ALE Niederbayern wurden seit Beginn der Förderinitiative „Innen statt Außen“ im Jahr 2018 insgesamt 32 Förderzusagen erteilt. Zwei weitere Bescheide werden noch in diesem Jahr folgen. Von den bewilligten Projekten konnten bisher 17 Projekte mit einem Gesamtförderbetrag von 11,6 Millionen Euro abgeschlossen werden. In den aktuell laufenden 15 „Innen statt Außen“-Projekten wurden entsprechend dem Baufortschritt rund 12,6 Millionen Euro bzw. 52 Prozent der insgesamt zugesagten 24,1 Millionen Euro an die Kommunen ausbezahlt. Der Dank dafür gebührt den Abgeordneten des Deutschen Bundes- bzw. des Bayerischen Landtags, die die erforderlichen Mittel bereitgestellt haben.