Integrierte Ländliche Entwicklung
Erfahrungsaustausch der bayerischen ILE-Koordinatoren

Die bayerischen ILE-Koordinatoren haben sich für ein Gruppenfoto vor der Bauhütte in Perlesreut zusammengefundenZoombild vorhanden

Foto: ILE Ilzer Land

(4. Juni 2024) Landau a.d.Isar/Perlesreut - Die zwölf ILE-Koordinatorinnen und -Koordinatoren aus den sieben bayerischen Regierungsbezirken trafen sich kürzlich zu ihrer jährlichen Dienstbesprechung am Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern. Zusammen mit Vertretern des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) diskutierten sie aktuelle Themen.

Der neue Leiter des zuständigen Referats E1 am StMELF, Dr. Herbert Daschiel, informierte über aktuelle Fakten der Verwaltung für Ländliche Entwicklung in Bayern. Danach ging es in den Erfahrungsaustausch zu konkreten Themen der Integrierten Ländlichen Entwicklung wie beispielsweise dem Regionalbudget, den Umsetzungsbegleitungen, der Fortschreibung und Neuerstellung von Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepten oder der Zusammenarbeit mit dem EU-Förderprogramm LEADER. Mit einer spannenden Führung im erlebnisorientierten Museum für (Jung-)Steinzeit und Gegenwart im Kastenhof beendeten die Teilnehmer den ersten Tag.

Tag Zwei führte die Gruppe zu einem Best-Practice-Beispiel für Integrierte Ländliche Entwicklung, der ILE ILzer Land. Bereits 2005 schlossen sich deren zwölf Kommunen Eppenschlag, Fürsteneck, Grafenau, Hutthurm, Innernzell, Perlesreut, Ringelai, Röhrnbach, Saldenburg, Schöfweg, Schönberg und Thurmansbang aus den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau zusammen und sind heute als eingetragener Verein organisiert. ILE-Vorsitzender Werner Weny und Geschäftsführerin Corina Molz begrüßten die Exkursionsteilnehmer und stellten ihnen die „Bauhütte“ Perlesreut vor.
Ein Paradebeispiel für die Revitalisierung eines Leerstands in der Ortsmitte zu einem multifunktionalen Zentrum: Dort entstand über die Jahre ein generationenübergreifender Treffpunkt, der sogenannte „Marktplatz“, mit einer Fachberatungsstelle und einem Depot, Seminar- und Tagungsräumen, einem „Veranstaltungskeller“ sowie seniorengerechtem Wohnen im Rückgebäude. Nach einer Führung durch die beeindruckenden Räumlichkeiten stellten die beiden die Geschichte, Organisation sowie einen Auszug der in den vergangenen 19 Jahren umgesetzten Projekte der ILE Ilzer Land aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern wie Digitalisierung, Ortskernbelebung, Wirtschaft, Soziales und Kultur oder Klimaschutz und Artenvielfalt vor.
Von der Bauhütte ging es weiter zur Ilztalperle, dem ersten Inklusionsbad in Niederbayern, das sich ebenfalls in Perlesreut befindet. Es ist nicht nur wegen seiner barrierefreien und somit behindertengerechten Zugänglichkeit (auch per Rampe ins Wasser), der ansprechenden Liegewiesen und der Wasserspiele eine Besonderheit. Hier wird auch das Modellprojekt OMEI (Open Mobility Elektro Infrastruktur) erprobt, ein datenbasiertes Forschungsprojekt für einen gesamtheitlichen Lösungsansatz für nachhaltige Elektroladeinfrastruktur. Projektziel ist es, eine freiverfügbare Daten- und Tool-Grundlage für die Planung und Optimierung von Schnell-Ladeinfrastrukturen zu schaffen. Hierbei wird regional erzeugte erneuerbare Energie mit nachhaltigen Energiespeichern in ein gemeinsames Konzept für Ladeinfrastrukturen integriert. Zusätzlich entwickeln Experten ein Konzept und Rahmenbedingungen für eine intelligente bidirektionale Nutzung des Elektrofahrzeug-Speichers.
Nach der Mittagspause ging es weiter in das „SmartesLand“-Zentrum nach Ringelai. Im Jahr 2022 hatte die antragsstellende Gemeinde Ringelai mit zehn Partnerkommunen aus dem Ilzer Land den Zuschlag für die dritte Staffel des Modellprojekts “Smart Cities” mit dem Motto „Gemeinsam aus der Krise: Raum für Zukunft“ erhalten. Übertragen auf den ländlichen Raum wurde daraus SmartesLand. Fachleute erarbeiteten gemeinsam mit der Bürgerschaft die SmartesLand-Strategie, die es bis 2026 umzusetzen gilt. Im Zentrum stehen dabei hybride Lösungsansätze in den Bereichen Dorfzentren, Tourismus, Kommunikation und regionaler Datenraum.

Erfolgsmodell Integrierte Ländliche Entwicklung

Die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) ist neben der Dorferneuerung, der Flurneuordnung und verschiedenen Initiativen und Förderprogrammen eines der Schlüsselinstrumente der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung zur nachhaltigen und resilienten Entwicklung ländlicher Räume und zur Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen. Mit der ILE unterstützen und begleiten die sieben bayerischen Ämter für Ländliche Entwicklung freiwillige Zusammenschlüsse von kooperationswilligen Kommunen im ländlichen Raum. Im Mittelpunkt steht dabei das gemeinsame Gestalten einer zukunftsorientierten und lebenswerten Region durch gemeindeübergreifende Planung und Umsetzung von Projekten, die aufgrund der immer komplexeren und sich stetig verändernden Herausforderungen nur in einem interkommunalen Zusammenschluss realisiert werden können.

ILE ist bereits seit Jahren zu einem Erfolgsmodell geworden, was auch die Zahlen belegen: In Bayern arbeiten derzeit 955 Gemeinden in 124 Integrierten Ländlichen Entwicklungen zusammen (Stand 02/2024). In Niederbayern sind es aktuell 23 anerkannte und zwei in Gründung befindliche ILEs, in der sich rund dreiviertel der niederbayerischen Kommunen zusammengeschlossen haben.