Initiative „boden:ständig“ Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
Wetterextreme erfordern neue Maßnahmen in der Flur

Drei Männer stehen im Uferbereich des renaturierten Gifthaler Baches. Im Hintergrund sind Wohnhäuser der Gemeinde Wurmsham zu sehen.

Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern,
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(23. Juni 2022) Wurmsham – Den ersten Härtetest hat die Renaturierungsmaßnahme am Gifthaler Bach in der Gemeinde Wurmsham bereits erfolgreich bestanden: Beim Starkregen am Pfingstsonntag ist der Bach nicht wie bisher zu einem reißenden Gewässer geworden, sondern hat sich in den neu gestalteten Pufferzonen ausbreiten und langsam abfließen können. Die Maßnahme, die im Rahmen der Initiative „boden:ständig“ durchgeführt worden ist, wird vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern mit 80 Prozent gefördert, die geschätzten Kosten liegen bei rund 180.000 Euro.

Wetterextreme führen zunehmend zu unkalkulierbaren und kleinräumigen Starkregenereignissen. Gleichzeitig kommt es immer häufiger zu anhaltender Trockenheit, sodass Wasser für Pflanzen knapp wird. Konsequenzen daraus sind der Verlust wertvollen Ackerbodens, Überflutungen, Stoffeinträge in Gräben und Gewässern sowie Dürreschäden. Diese aktuellen klimatischen Veränderungen mit zunehmenden Starkregenereignissen und Trockenphasen erfordern daher Anpassungen der Flurgestaltung und Bodennutzung. Deshalb hat die Verwaltung für Ländliche Entwicklung 2017 die Initiative „boden:ständig“ zum Erhalt lebendiger Böden und zur abflussbremsenden Flurgestaltung gestartet, in der Gemeinden und Landwirte gemeinsam aktiv sind. 24 solcher Projekte werden momentan vom ALE Niederbayern betreut, eines davon in Gifthal, Gemeinde Wurmsham, das jetzt erfolgreich zum Abschluss gebracht worden ist.

Das Projektgebiet umfasst die Einzugsgebiete des Gifthaler Bachs, Breitenauer Bachs und des Zellbachs. Immer wieder treten dort Hochwasser- und Stoffeintragsprobleme auf. Besonders betroffen ist eine Ferienhaussiedlung in der Nähe des Gifthaler Baches, wie Maximilian Frank, Projektleiter am ALE Niederbayern, erläutert. Daher wurde zusammen mit der Gemeinde, Grundstückseigentümern und freiwilligen „Mitstreitern“ versucht, Lösungsmöglichkeiten zum vorbeugenden Hochwasserschutz und zum Stoffrückhalt sowie zur Verbesserung der Gewässer zu entwickeln. Die Gründung einer Teilnehmergemeinschaft für ein Verfahren der Ländlichen Entwicklung mit der Gemeinde und teilnahmebereiten Grundstückseigentümern und Landwirten erfolgte im November 2018. Im Bereich des Gifthaler Bachs wurde auf einem Gebiet von knapp sieben Hektar ein Bodenordnungsverfahren eingeleitet. Die daran beteiligten acht Flurstücke wurden von den Anliegern freiwillig zur Verfügung gestellt. Nachdem die Planung und Abstimmung der Baumaßnahmen mit den Grundstückseigentümern und Behörden im Frühjahr 2021 beendet werden konnten, wurde im Oktober 2021 mit den Erdarbeiten begonnen. Diese wurden im Mai 2022 fertiggestellt. Auch die Bepflanzung der Flächen ist mittlerweile abgeschlossen.

Der naturnah gestaltete Gifthaler Bach mit führt nun in Schlangenlinien  durch das Projektgebiet in der Gemeinde Wurmsham.Zoombild vorhanden

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Der Gifthaler Bach, der bislang schnurgerade durch die Flur lief, wurde im Zuge der wasserbaulichen Maßnahmen in drei Abschnitten naturnah gestaltet. Die Gewässerstruktur wurde unter anderem durch Uferabflachungen und -aufweitungen verbessert. Künftig sollen die Uferstreifen zur Abpufferung von Stoffeinträgen nur noch extensiv genutzt werden. Buhnen wurden eingebaut, Kiesbänke geschaffen. Der Gifthaler Bach schlängelt sich nun durch die Landschaft, eingebettet in die Natur, umgeben von neu gepflanzten Bäumen, einer angesäten Hochstaudenflur und Wiesenflächen. „Neben dem Wasserrückhalt in der Fläche wird dadurch ein Beitrag zur Biodiversität geleistet, in dem Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen wurden“, betont Maximilian Frank. Er hofft, dass vielleicht in einem nächsten Schritt auch Maßnahmen im Einzugsgebiet des Breitenauer Bachs gemeinsam in Angriff genommen werden können. Auch Wurmshams Bürgermeister Manuel Schott ist von der Wichtigkeit der Maßnahme überzeugt.

In diesem Zusammenhang weist Maximilian Frank auf den „boden:ständig“-Preis hin, der 2022 wieder vergeben wird – an Menschen, die erfolgreich zur Verbesserung des Wasserrückhalts in der Flur, zum Boden- und Gewässerschutz beigetragen und sich dafür mit anderen pragmatisch und lösungsorientiert zusammengetan haben. Die Gewinner-Teams erhalten 2.000 Euro Preisgeld, eine Bewerbung ist noch bis 31. Juli 2022 möglich. Weitere Informationen gibt es online unter

www.boden-staendig.eu Externer Link